Das letzte Geheimnis
Das letzte Geheimnis
von
Hans Zengeler
In einer bildhaften Sprache, mit olfaktorisch gespickten Passagen, schildert Hans Zengeler, den Zusammenprall zweier Menschen: Mutter und Sohn.
Auf der einen Seite eine dominante Mutter, die in ihrem Sohn den Mann in ihrem Haus sehen möchte, ihn daheim sozusagen anketten möchte, auf der anderen Seite Josef Bloch, der sich aus den mütterlichen Fesseln befreit, dem Mainstream ihres Lebensstils entflieht und es ablehnt, sich auch nur im Ansatz für ihre Existenz zu interessieren.
Mutter und Sohn wie in einer Winterlandschaft.
Ihre Beziehung ist seit Jahren vereist, wie unter Schnee begraben.
Bis auf den Tag, an dem die fünfundachtzigjährige Anna Schäuble, Mutter vom mittlerweile zweiundfünfzigjährigen Josef Bloch, beim Einkaufen fällt. Als hätte jemand unsichtbar an ihrer unterkühlten Beziehung, wie an einer zugefroren Scheibe gekratzt, öffnet sich von dem Moment an eine winzige Lücke und Josef, ob er will oder nicht, von unsichtbarer Hand gelenkt, spürt dem Leben seiner Mutter nach. Er hinterfragt bei noch lebenden Verwandten nach Geschehen, die lange zurückliegen und versucht herauszufinden, warum es zu dem großen Schweigen zwischen ihnen kam.
In der Abfolge von klein besetzten Szenen und Bildern gewinnt er mehr Klarheit über das Leben der Mutter und versteht im Nachhinein immer deutlicher, warum er sich aus ihrer Umklammerung befreien wollte und musste.
Dann scheint das Eis geschmolzen zu sein, die Mutter will sich endlich ihrem Sohn mitteilen. Bevor es dazu kommt, stirbt sie.
Diese Sterbeszene hat mich beim Lesen sehr berührt. Zengeler beschreibt sensibel und äußerst empathisch diesen letzten Moment.
„Das letzte Geheimnis“ von Hans Zengeler ist ein realistisch geschriebenes Prosawerk mit leicht autobiografischer Note, ein Personen-und Gesellschaftsprortrait. Es ist eine Geschichte, die vom Verstummen von Generationen handelt, vom Verpassen von Chancen. Geradezu exhibitionistisch beschreibt er die Tragik von Sprachlosigkeit und kritisiert, auf seine ihm ganz eigene Art, eine Gesellschaft, in der miteinander reden immer mehr ihre zentrale Bedeutung verliert.
Und wie in seinen zwei ersten Bloch-Büchern steht Ira, Bloch's Nicht-Ehefrau, im Mittelpunkt der ganzen Geschehen. Sozusagen unsichtbar sichtbar. Sie ist Josef Bloch's Hoffnung, ohne die das Leben keinen Sinn hätte.
Dieser dritte Band der „Bloch-Trilogie“ liest sich wie eine Reise, mal leicht, mal beschwerlich. Es regiert ein Winter der Gefühle, aber der Frühling bahnt sich unaufhaltsam seinen Weg.
jbs 2ooodreizehn
Das Buch „Das letzte Geheimnis“ von Hans Zengeler ist im VAT-Verlag, 2013, erschienen und hat 208 Seiten.
von
Hans Zengeler
In einer bildhaften Sprache, mit olfaktorisch gespickten Passagen, schildert Hans Zengeler, den Zusammenprall zweier Menschen: Mutter und Sohn.
Auf der einen Seite eine dominante Mutter, die in ihrem Sohn den Mann in ihrem Haus sehen möchte, ihn daheim sozusagen anketten möchte, auf der anderen Seite Josef Bloch, der sich aus den mütterlichen Fesseln befreit, dem Mainstream ihres Lebensstils entflieht und es ablehnt, sich auch nur im Ansatz für ihre Existenz zu interessieren.
Mutter und Sohn wie in einer Winterlandschaft.
Ihre Beziehung ist seit Jahren vereist, wie unter Schnee begraben.
Bis auf den Tag, an dem die fünfundachtzigjährige Anna Schäuble, Mutter vom mittlerweile zweiundfünfzigjährigen Josef Bloch, beim Einkaufen fällt. Als hätte jemand unsichtbar an ihrer unterkühlten Beziehung, wie an einer zugefroren Scheibe gekratzt, öffnet sich von dem Moment an eine winzige Lücke und Josef, ob er will oder nicht, von unsichtbarer Hand gelenkt, spürt dem Leben seiner Mutter nach. Er hinterfragt bei noch lebenden Verwandten nach Geschehen, die lange zurückliegen und versucht herauszufinden, warum es zu dem großen Schweigen zwischen ihnen kam.
In der Abfolge von klein besetzten Szenen und Bildern gewinnt er mehr Klarheit über das Leben der Mutter und versteht im Nachhinein immer deutlicher, warum er sich aus ihrer Umklammerung befreien wollte und musste.
Dann scheint das Eis geschmolzen zu sein, die Mutter will sich endlich ihrem Sohn mitteilen. Bevor es dazu kommt, stirbt sie.
Diese Sterbeszene hat mich beim Lesen sehr berührt. Zengeler beschreibt sensibel und äußerst empathisch diesen letzten Moment.
„Das letzte Geheimnis“ von Hans Zengeler ist ein realistisch geschriebenes Prosawerk mit leicht autobiografischer Note, ein Personen-und Gesellschaftsprortrait. Es ist eine Geschichte, die vom Verstummen von Generationen handelt, vom Verpassen von Chancen. Geradezu exhibitionistisch beschreibt er die Tragik von Sprachlosigkeit und kritisiert, auf seine ihm ganz eigene Art, eine Gesellschaft, in der miteinander reden immer mehr ihre zentrale Bedeutung verliert.
Und wie in seinen zwei ersten Bloch-Büchern steht Ira, Bloch's Nicht-Ehefrau, im Mittelpunkt der ganzen Geschehen. Sozusagen unsichtbar sichtbar. Sie ist Josef Bloch's Hoffnung, ohne die das Leben keinen Sinn hätte.
Dieser dritte Band der „Bloch-Trilogie“ liest sich wie eine Reise, mal leicht, mal beschwerlich. Es regiert ein Winter der Gefühle, aber der Frühling bahnt sich unaufhaltsam seinen Weg.
jbs 2ooodreizehn
Das Buch „Das letzte Geheimnis“ von Hans Zengeler ist im VAT-Verlag, 2013, erschienen und hat 208 Seiten.
lou-salome - 14. Okt, 16:18