Izieu
Weltweit wird am 27. Januar der Opfer des Holocaust gedacht. An diesem Tag im Jahr 1945 waren die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau, dem größten Vernichtungslager des Nazi-Regimes, von sowjetischen Truppen befreit worden. Dieser Ort des Schreckens steht für den Völkermord und die Millionen Menschen, die während der Nazidiktatur verfolgt und ermordet wurden. ( Zitat aus Deutschlandradio 2012 )
"Ich halte Empathie für ein unentbehrliches Element der Auseinandersetzung mit der Geschichte, damit aus der zeitlichen Distanz keine innere Distanz zu den Leiden der Opfer wird. Wer nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen begreift, was die Zerstörung der Freiheit und die Missachtung der Menschenwürde zur Zeit des Nationalsozialismus bedeutet hat, der wird auch in der Gegenwart besser erkennen, wo Freiheit und Menschenwürde gefährdet sind.
Das Beispiel dieser Ausstellung bestärkt mich in der Zuversicht, dass jede Generation eigene Wege und Formen des Erinnerns finden kann und finden wird. Es gibt jedenfalls keinen Grund anzunehmen, dass junge Menschen weniger sensibel wären für Verletzbarkeit und Verletzungen der Menschenrechte. Allerdings wird es mit zunehmendem Abstand immer schwieriger, über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen aufzuklären. Deshalb müssen wir uns immer wieder neu fragen: "Wie können wir historisches Wissen so vermitteln, dass es tatsächlich ankommt und auch ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung auslöst?""
Rede von Bundestagspräsident Thierse zur Eröffnung der Ausstellung "Mannheim - Izieu - Auschwitz" des Deutsch-Französischen Jugendwerkes mit Simone Veil (26.01.2004)
https://webarchiv.bundestag.de/cgi/show.php?fileToLoad=645&id=12
jbs
Die Kinder von Izieu
gesungen von Reinhard Mey
https://www.youtube.com/watch?v=rrGQZglZFTo&feature=related
Sie waren voller Neugier, sie waren voller Leben,
Die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl.
Sie war'n genau wie Ihr, sie war'n wie alle Kinder eben
lm Haus in Izieu hoch überm Rhônetal.
Auf der Flucht vor den Deutschen zusammengetrieben,
Und hinter jedem Namen steht bitteres Leid,
Alle sind ganz allein auf der Welt geblieben,
Aneinandergelehnt in dieser Mörderzeit.
Im Jahr vierundvierzig, der Zeit der fleiß'gen Schergen,
Der Spitzel und Häscher zur Menschenjagd bestellt,
Hier wird sie keiner suchen, hier oben in den Bergen,
Die Kinder von Izieu, hier am Ende der Welt.
Joseph, der kann malen: Landschaften mit Pferden,
Thèodore, der den Hühnern und Küh'n das Futter bringt,
Liliane, die so schön schreibt, sie soll einmal Dichterin werden,
Der kleine Raoul, der den lieben langen Tag über singt.
Und Elie, Sami, Max und Sarah, wie sie alle heißen:
Jedes hat sein Talent, seine Gabe, seinen Part
Jedes ist ein Geschenk, und keines wird man denen entreißen,
Die sie hüten und lieben, ein jedes auf seine Art.
Doch es schwebt über jedem Spiel längst eine böse Ahnung,
Die Angst vor Entdeckung über jedem neuen Tag,
Und hinter jedem Lachen klingt schon die dunkle Mahnung,
Dass jedes Auto, das kommt, das Verhängnis bringen mag.
Am Morgen des Gründonnerstag sind sie gekommen,
Soldaten in langen Mänteln und Männer in Zivil.
Ein Sonnentag, sie haben alle, alle mitgenommen,
Auf Lastwagen gestoßen und sie nannten kein Ziel.
Manche fingen in ihrer Verzweiflung an zu singen,
Manche haben gebetet, wieder andre blieben stumm.
Manche haben geweint und alle, alle gingen
Den gleichen Weg in ihr Martyrium.
Die Chronik zeigt genau die Listen der Namen,
Die Nummer des Waggons und an welchem Zug er hing.
Die Nummer des Transports mit dem sie ins Lager kamen,
Die Chronik zeigt, dass keines den Mördern entging.
"Ich halte Empathie für ein unentbehrliches Element der Auseinandersetzung mit der Geschichte, damit aus der zeitlichen Distanz keine innere Distanz zu den Leiden der Opfer wird. Wer nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen begreift, was die Zerstörung der Freiheit und die Missachtung der Menschenwürde zur Zeit des Nationalsozialismus bedeutet hat, der wird auch in der Gegenwart besser erkennen, wo Freiheit und Menschenwürde gefährdet sind.
Das Beispiel dieser Ausstellung bestärkt mich in der Zuversicht, dass jede Generation eigene Wege und Formen des Erinnerns finden kann und finden wird. Es gibt jedenfalls keinen Grund anzunehmen, dass junge Menschen weniger sensibel wären für Verletzbarkeit und Verletzungen der Menschenrechte. Allerdings wird es mit zunehmendem Abstand immer schwieriger, über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen aufzuklären. Deshalb müssen wir uns immer wieder neu fragen: "Wie können wir historisches Wissen so vermitteln, dass es tatsächlich ankommt und auch ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung auslöst?""
Rede von Bundestagspräsident Thierse zur Eröffnung der Ausstellung "Mannheim - Izieu - Auschwitz" des Deutsch-Französischen Jugendwerkes mit Simone Veil (26.01.2004)
https://webarchiv.bundestag.de/cgi/show.php?fileToLoad=645&id=12
jbs
Die Kinder von Izieu
gesungen von Reinhard Mey
https://www.youtube.com/watch?v=rrGQZglZFTo&feature=related
Sie waren voller Neugier, sie waren voller Leben,
Die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl.
Sie war'n genau wie Ihr, sie war'n wie alle Kinder eben
lm Haus in Izieu hoch überm Rhônetal.
Auf der Flucht vor den Deutschen zusammengetrieben,
Und hinter jedem Namen steht bitteres Leid,
Alle sind ganz allein auf der Welt geblieben,
Aneinandergelehnt in dieser Mörderzeit.
Im Jahr vierundvierzig, der Zeit der fleiß'gen Schergen,
Der Spitzel und Häscher zur Menschenjagd bestellt,
Hier wird sie keiner suchen, hier oben in den Bergen,
Die Kinder von Izieu, hier am Ende der Welt.
Joseph, der kann malen: Landschaften mit Pferden,
Thèodore, der den Hühnern und Küh'n das Futter bringt,
Liliane, die so schön schreibt, sie soll einmal Dichterin werden,
Der kleine Raoul, der den lieben langen Tag über singt.
Und Elie, Sami, Max und Sarah, wie sie alle heißen:
Jedes hat sein Talent, seine Gabe, seinen Part
Jedes ist ein Geschenk, und keines wird man denen entreißen,
Die sie hüten und lieben, ein jedes auf seine Art.
Doch es schwebt über jedem Spiel längst eine böse Ahnung,
Die Angst vor Entdeckung über jedem neuen Tag,
Und hinter jedem Lachen klingt schon die dunkle Mahnung,
Dass jedes Auto, das kommt, das Verhängnis bringen mag.
Am Morgen des Gründonnerstag sind sie gekommen,
Soldaten in langen Mänteln und Männer in Zivil.
Ein Sonnentag, sie haben alle, alle mitgenommen,
Auf Lastwagen gestoßen und sie nannten kein Ziel.
Manche fingen in ihrer Verzweiflung an zu singen,
Manche haben gebetet, wieder andre blieben stumm.
Manche haben geweint und alle, alle gingen
Den gleichen Weg in ihr Martyrium.
Die Chronik zeigt genau die Listen der Namen,
Die Nummer des Waggons und an welchem Zug er hing.
Die Nummer des Transports mit dem sie ins Lager kamen,
Die Chronik zeigt, dass keines den Mördern entging.
lou-salome - 27. Jan, 15:06